Donnerstag, 9. Juni 2016

Bibibibib - 5 Radhosen im Test

Jeder Radfahrer hat sie, jeder braucht sie und jeder schwört auf "seine" Radhose bzw. Bib-Short.

Nachdem ich letztes Jahr erst angefangen habe Rennrad zu fahren, haben sich in sehr kurzer Zeit 5 Hosen von verschiedenen Herstellern bei mir angesammelt. Für alle, die mal was Neues probieren wollen, hier ein Kurztest von meinen bisherigen Erfahrungen mit folgenden Produkten:



Die Testpunkte

  • Stoff- und Sitzpolsterqualität
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
  • Und auch nicht wichtig: Stylefaktor!

dieKetterechts

Fangen wir mit der Hose von Ketterechts an - "Passione nera" in schlichtem Schwarz gehalten, mit der Tricolore und dem "Ketterechts"-Schriftzug am Hintern macht optisch schon mal einiges her. Die Beinabschlüsse in 4,5cm Breite in sehr weichem Stoff mit kleinen Silikonstreifen halten die Hose dort, wo sie sein soll. Der Stoff ist insgesamt sehr angenehm zu tragen, auch die Nähte fallen nicht unangenehm auf.

Gut gefällt mir auch das Netz, aus dem die Träger (5cm Breite) und der Rückenteil genäht sind.


Schön zu sehen, die Träger aus Netz und Reflektoren an der Unterseite der Oberschenkel!

Stoff/Verarbeitung: +++++


Der Sitzpolster wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, der Drucktest mit den Fingern lässt den Polster insgesamt am "härtesten" erscheinen. Beim Tragen kommt es, zumindest bei mir, zu keinerlei Druckstellen. Wünschenswert wäre hier noch, ähnlich dem Polster von quäldich.de, das vorne im Schritt der Polster verlängert wird und auch einen gewissen Windschutz bietet.


Polster: ++++


Im P/L schlägt sich die Hose von Cristian Gemmato ganz ordentlich, für die € 84.- bekommt man wirklich gute Qualität, allerdings auch die zweitteuerste Hose im Test.

P/L: ++++

Stylefaktor (passendes Ketterechts-Jersey vorausgesetzt) +++++

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quäldich.de

Der nächste Kandidat kommt von quaeldich.de in der Ausführung "Weisser Alpinist". Wie der Name schon sagt, in strahlendem Weiß geliefert macht die Bib einen sehr wertigen Eindruck. Der Stoff ist sehr fein und absolut blickdicht. Also keine Sorge, auch hier kann und sollte auf eine Unterhose verzichtet werden. WEITERFAHREN, HIER GIBT ES NICHTS ZU SEHEN!

Die Beinabschlüsse sind mit bekannten durchgehenden Silikonstreifen, nichts zu meckern.
Die Träger ebenfalls aus Netz kommen extrabreit in 8cm daher! Vom Tragekomfort am besten, hier scheuert und schneidet nichts ein!

Weiß ist natürlich nicht gerade pflegeleicht und man sieht leider jede noch so kleine Fliege, bzw. jeden schmutzigen Fingertapper. Muss jeder selbst entscheiden, "Alpinist" ist auch in Schwarz lieferbar.


Stoff/Verarbeitung: +++++


Der Polster hat viele verschiedene Einsätze und passt sich gut an. Fingertest ist gut, sitzen tu ich auf dem Teil leider nicht ganz so gut. Alles über 100km geht mir hier schon ans Sitzfleisch.

Sehr positiv ist auf alle Fälle der "Latz" im Schritt, welcher hervorragend gegen Fahrtwind schützt. Übrigens die einzige Hose im Test mit dem Feature. Hier dürften sich die anderen Hersteller was abschauen!

Der überdimensionale Sitzpolster mit hochgezogenem Stoff vorne würde sich in allen Hosen gut machen!

Polster: +++(+)


Preis/Leistung absolut in Ordnung, für € 62,90 eine absolut alltagstaugliche Hose. Für mich keine Langstreckenoption, aber dafür bietet quäldich.de ja auch noch andere Versionen im Shop an.


P/L: +++++

Stylefaktor (auch hier mit passendem Jersey und Windweste): +++++

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Craft

Der dritte Kandidat im Bunde kommt von der Fa. Craft. Gekauft bei einem österreichischen Händler im Set mit dem Jersey für € 79,90, rechne ich hier für die Hose alleine 40.-

Die Ausführung in Schwarz/Rot/Weiß gefällt, die Qualität des Stoffes ist auch hier gut. Bündchen mit den gewohnten Silikonabschlüssen. Die Träger sind aus weichem Netz und 4cm breit. Die Verarbeitung lässt hier etwas Federn, was angesichts des Preises nicht weiter verwundert. Die Nähte sieht man bei anderen Fabrikaten definitiv besser ausgeführt und einige Fäden sind schon beim Auspacken in alle Himmelsrichtungen weggestanden. Solange die ganze Sache hält, kein Problem, muss man aber im Auge behalten.


Stoff/Verarbeitung: ++(+)


Der Hinternschoner sieht spektatulär aus und will mit diversen Hinweisen gefallen. Den im Fingertest ersten guten Eindruck kann ich bestätigen. Kein Zwicken, keine Druckstellen, nicht ganz so anschmiegsam wie bei anderen.

Viele Infos, normaler Polster.

Polster: ++++


Das Angebot war auf alle Fälle ein Schnäppchen, habe ich auch so nicht wieder gesehen, weder online noch im stationären Fachhandel. Hier hätte ich auch noch eine zweite Garnitur kaufen sollen. Für den Preis Abstriche in Nahtqualität ist in Ordnung


P/L: ++++

Stylefaktor: Standardware ++

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Protective

Auch bei der vierten Hose handelt es sich um einen Schnapper der Fa. Protective, gekauft im Salzburger Fachhandel um fantastische € 10.-.

Um es vorweg zu nehmen, die ist auch genau den Zehner wert, den sie gekostet hat. Der Stoff ist schlicht schwarz, nicht besonders dick, Silikonbünde sucht man vergebens. Das Netzmaterial der 6cm breiten Träger ist nach dem fünften Mal waschen nicht mehr sehr ansehnlich und auch schlabbert auch mehr um die Schultern, als das sie die Hose oben halten.


Stoff/Verarbeitung: ++


Der Polster, äh ja der ist eingenäht, spürt man aber spätestens nach 20 Kilometern nichts mehr davon. Für mich maximal für kurze Trainingseinheiten auf der Rolle oder für schnelle Ausfahrten zu gebrauchen
Es sitzt sich so, wie er aussieht: meeh!

Polster: +


Ja was soll man zu P/L sagen? Kostet einen Bruchteil von anderen Hosen, ist aber definitiv nicht für Einsatz oder für Vielfahrer zu empfehlen. Kann man kaufen für € 10.- war meine erste "Rennradhose"

P/L: ++(+)

Stylefaktor: Standardware ++

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Rapha

Kann die mit Abstand teuerste Hose im Kandidatenfeld den Preis von € 120.- rechtfertigen? Nummer 5 kommt von Engländern und ist aus der Core-Linie.


Hier auch wieder in schlichtem Schwarz (ist ein gewisser Trend zu erkennen?) und mit den breitesten Beinabschlüssen im Testfeld habe ich die Hose von Rapha unter den Hintern genommen! Stoffqualität und Verarbeitung sind über jeden Zweifel erhaben. Absolut top, wobei mir die Hose schon fast etwas zu dick ist, dafür bietet Rapha aber auch eine Lightweight-Edition an, die für hohe Temperaturen gedacht ist.
Die Träger sind hier nicht wie bei allen anderen Testkandidaten aus Netzstoff, sondern aus normalem Stoff, nicht ganz so dick wie der Rest der Hose, aber deswegen nicht sehr atmungsaktiv. Ich schwitze extrem unter den Trägern, kann aber auch meinem heißen Gemüt liegen :).


Stoff/Verarbeitung: ++++


Der Polster ist gut dimensioniert, auch hier vorne etwas nach oben gezogen. Leider zwickt mich der Polster etwas, ich finde ihn nicht ganz so komfortabel, was aber insgesamt an dem sehr engen Schnitt der Hose liegen kann.


Polster: ++++


Das Preis-Leistungsverhältnis ist angesichts des wirklich hohen Preises eher gehobener Durchschnitt. Was man Rapha zugute halten muss, ist der lebenslange Reparaturservice bei Sturz z.B. Hier kann man die Teile nach England schicken und bekommt 1A geflickte Kleidung wieder retour. Vorbildlich.
Ob man dafür wirklich 30 - 50% drauflegen will, muss jeder für sich entscheiden.

P/L: +++


Bei Rapha ist weniger mehr. Schlicht und einfach und doch mit sehr netten Details! Hat dafür hat auch schon jeder!

Stylefaktor: ++++


Fazit:

Für mich der Testsieger ist die Bib von dieKetterechts. Vom Rennradfahrer für Rennradfahrer! Sehr feiner Stoff, Polster hervorragend, die Träger aus Netz sind super luftdurchlässig, die Optik passt (ist natürlich subjektiv) und deswegen klarer Preis/Leistungssieger. Mehr Hose gibts auch nicht für das Geld!

Platz 2 teilen sich quäldich.de und Rapha. Beide gut verarbeitet mit gutem Stoff, Polster bei beiden ganz gut (hochgezogen bei quäldich noch vor Rapha), die Träger würde ich mir bei Rapha noch aus Netz wünschen. Für die Engländer spricht der Reparaturservice, wenn einem das der Aufpreis von 50% wert ist.

Platz 3 geht an Craft, solides Grundmaterial, an der Verarbeitungsqualität kann man hier noch die Schraube ansetzen, im Verhältnis zum Preis allerdings in Ordnung.

Und ganz klarer Verlierer die Hose von Protective. Für € 10.- darf man sich aber auch nicht mehr erwarten! Hätte aber auch ein wirklicher Glücksgriff sein können. Für eine Stunde Vollschwitzen auf der Rolle reichts.


Vielleicht hat Euch mein kleiner Überblick die nächste Kaufentscheidung etwas erleichtert. Hinterlasst mir doch in den Kommentaren/Twitter Eure Erfahrungen!
 
Zum Abschluss sei noch erwähnt, die von mir getesteten Produkte wurde alle aus eigener Tasche bezahlt!

Tom